Ehrensache

Regie: Taki Papaconstantinou

Dauer: 01:13:00

Produktionsjahr: 2015

Produktion: Graham Smart, Taki Papaconstantinou

(katerland / bravebühne, Theater am Gleis Winterthur)

Buch: Lutz Hübner

Video: Julia Brütsch

Cast: Simon Alois Huber, Julian Mücke, Kathrin Veith,

Marina Guerrini, Graham Smart

Hauptrolle: Elena



Presse

SCHWÄBISCHE ZEITUNG

 

(...) "Sie ist da, sie ist immer da", wiederholt Sarah mechanisch in einer der ersten Filmszenen. In dem Video wird der Tag des Mordes chronologisch nachgespielt, während das Schauspiel die Situation zwischen Branco, Max und dem Gutachter in Szene setzt. Das Publikum scheint inzwischen gefangen zu sein von den leichten Szenen des immer wieder auf die Leinwand projizierten Videos.

 

Sie zeigen vier Jugendliche, Elena, Sarah, Branco und Max, die ganz normale Unsicherheiten der Jugend durchlaufen. Branco hat die hübsche und lebhafte Elena in einer Bar angesprochen und sie und ihre Freundin zu einem Ausflug nach Bregenz eingeladen, wo der 19-Jährige und sein Freund Max bereits Konkretes mit den beiden Mädchen vorhaben. Zwar merkt Branco an, man müsse Frauen in Ehren halten, mit der 17-jährigen Elena sei das jedoch was anderes.

 

Mit Aussagen wie "Elena war eine Schlampe" versucht er, vor dem Gutachter und dem Publikum seine wahren Gefühle zu verschleiern. Dann kommt das nächste Video. In einer dunklen, schlecht besuchten Bar lernen sich Elena und Branco kennen. Brancos Freund Max, der schon von Anfang an durch seine lustige und unbeschwerte Art die Zuschauer zum Lachen bringt, stellt die beiden vor. Die Szene wirkt nicht wie ein Schauspiel, ist weder realitätsfern noch überzogen, sie spiegelt wieder, was viele Jugendliche jedes Wochenende erleben. Man verabredet sich.

 

Elena (Marina Guerrini) ist spontan, überraschend und unkonventionell. Auch Sarahs (Kathrin Veith) starke und eindrucksvolle Erzählungen verleihen Elena eine unnahbare und faszinierende Wirkung. Im Kontrast dazu steht der unsichere und aufgesetzte Macho Branco. Nach und nach entwickelt sich jedoch ein anderes Bild. Unterstützt von den Videosequenzen, welche die sozialen Dynamiken des Tagesablaufs einfangen, beginnt Brancos Fassade zu bröckeln.

 

Nach dem Bruch mit dem nun lauter werdenden Psychologen zeigen sich die eigentlichen Gefühle des Jugendlichen. "Ich bin doch kein Mörder", wiederholt er flehend. Es ist nun klar, dass Branco und Max verantwortlich für den Tod Elenas sind. Elena, das wird nach und nach gezeigt, provoziert gerne. Sie schätzt andere wenig, am wenigsten vermutlich sich selbst.

 

"Alles ist verrückt", stellt Branco nach einem Gefühlsausbruch fest. Was oder wer jedoch dafür verantwortlich ist, wird in den emotionalen Verwirrungen des Stücks immer wieder neu definiert. Das Spiel aus Unsicherheiten und Verlorenheit erreicht seinen Höhepunkt, als Sarah in einer Videosequenz unter Tränen den genauen Tathergang schildert.